Storytelling in der Reportage: Wie du packende Geschichten mit Bildern erzählst
In der Zeit, die es dauert, diesen Satz zu lesen, wird weltweit rund 250.000 mal auf den Auslöser einer Kamera gedrückt. Oft, ohne darüber nachzudenken, was den Moment besonders macht. Geschweige denn, was später mit den Bildern passieren soll.
Statt bleibende Erinnerungen zu schaffen, werden Pixel ohne Bedeutung produziert. Das ist schade. Denn die Fotografie bietet die Möglichkeit, nicht nur ästhetische Szenen aus Licht, Farbe und Grafik festzuhalten, sondern auch packende visuelle Geschichten in Form von Bildstrecken wie der Foto-Reportage zu erzählen. Mit dem Begriff ist hier das Erzählen von Geschichten in mehreren Bildern im weitesten Sinne gemeint. Die Grenzen zu Dokumentationen, Essays oder Serien sind dabei oft fließend.
In seiner Biografie schreibt der kolumbianische Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez den treffenden Satz:
Übertragen auf die Fotografie bedeutet das: Was sind die Geschichten des Lebens, an die man sich mittels Fotos erinnern möchte? Was gehört in das eigene visuelle Tagebuch.
Auf der anderen Seite kann man sich fragen: Wie viel hat man erlebt, ohne sich daran zu erinnern? Entweder, weil man sich nicht die Zeit genommen hat, die entscheidenden Bilder zu machen und stattdessen einfach draufgehalten hat. Oder, weil man die Aufnahmen nicht bewusst archiviert und kuratiert.
Visuelles Storytelling – eine Annäherung
Hier kommt visuelles Storytelling ins Spiel. Eine effektive Methode, um Bilder und Geschichten zu entwerfen, die tatsächlich im Gedächtnis bleiben. Dazu sollte man sich zunächst in Ruhe Gedanken über folgende Punkte machen, die nichts mit Kameratyp, Objektivart, Blende, Zeit und ISO zu tun haben:
Thema: Was begeistert einen? Was rührt einen zu Tränen? Welche Sorgen lassen einen nachts nicht schlafen? Die stärkste Wirkung entfalten Themen, zu denen man einen persönlichen, emotionalen Bezug hat.
Erzählstimme: Wie möchte man das Thema umsetzen? Je genauer man sich im Klaren über das Konzept hinter den eigenen Bildern ist, desto größer wird die Wirkung als visueller Storyteller sein. Stichwort Autorenschaft.
Persönlichkeit: Neben dem technischen Know-how bei der Bedienung der Kamera spielen Softskills und Psychologie im Umgang mit Menschen eine ebenso wichtige Rolle in der Fotografie.
Struktur: Visuell ansprechende und inhaltlich überzeugende Bilder zu machen, ist das eine. Die eigene Botschaft und Bildsprache kommen aber erst dann zur Geltung, wenn man seine Fotos effektiv auswählt und kuratiert.
Egal, auf welchem fotografischen Niveau man aktuell steht, mit welchen Absichten man fotografiert und über welche Ausrüstung man verfügt: Packende Geschichten in Bildern kann man mit jeder Kamera und bei jeder Gelegenheit erzählen. Reportage und Storytelling sind keineswegs nur etwas für Profis. Die Methodik erfolgreicher Fotojournalisten funktioniert überall.
Die Welt ist voll von faszinierenden Geschichten. In der Ferne fallen sie meist stärker auf als zu Hause. Bekanntes verliert mit der Zeit seinen Reiz. Man gewöhnt sich an Dinge, Orte und Menschen. Doch was auf Reisen funktioniert, lässt sich auch im Alltag anwenden.
Ob Dürrlewang oder Neu-Delhi: Die Herausforderung besteht darin, die Augen für die vielen Geschichten in der eigenen Umgebung zu öffnen, die es wert sind, erzählt zu werden. Das kann das Plätzchen backen mit den Kindern sein. Der Familienausflug zum Pilze sammeln in den Wald. Omas 80. Geburtstag. Oder der ganz normale Wahnsinn am Arbeitsplatz und im Verein.
„Erzähl mir keine Märchen...“ „Doch!“
Früher wurden Informationen in Geschichten verpackt, um sie „merkbar“ zu machen. Mit einem Spannungsbogen versehen, bleiben nackte Fakten besser im Gedächtnis. Das war bereits so, als unsere Ahnen noch mit Lendenschurz und Speer durch die Savanne zogen. Nach der Mammut-Jagd wurde am Lagerfeuer nicht nur gemeinsam der Hunger gestillt, sondern auch Erlebnisse und Erfahrungen bei der Nahrungssuche geteilt.
Wie erlegt man die kräftemäßig überlegene Beute am besten? Wo lauern Gefahren? Oder wo ist das Nahrungsangebot am größten? Neben der sozialen Komponente, war der Austausch von Informationen elementar wichtig für das Überleben der Art in unsicherem Terrain, wo hinter jedem Busch der Säbelzahntiger zum Angriff bereit lauern konnte.
Und dann sind da auch noch die Mythen. Mit ihnen haben sich unsere Vorfahren einst die Welt erklärt. Bevölkert waren diese von Göttern, die den Lauf der Welt bestimmten. Ihnen gegenüber standen oft Protagonisten, die über sich hinauswuchsen und zu Helden wurden. Oder sich nach vergeblichem Kampf ihrem Schicksal beugen mussten. Wie die Reise des Odysseus, dessen Rückkehr aus dem Trojanischen Krieg zur tragischen Irrfahrt wird.
In Erzählungen wird Wissen von Generation zu Generation weitergegeben, Visionen für die Zukunft entworfen oder uns zur Unterhaltung in Fantasiewelten entführt. Der Stoff, aus dem Geschichten gemacht sind, ist nicht greifbar. Dennoch prägen sie den Lauf der Menschheitsgeschichte in entscheidender Weise.
Wenn es nicht um unumstößliche Naturgesetze geht, begreift man die Welt in Form von Geschichten. Die Frage ist nicht, ob etwas wahr oder erfunden ist – sondern wie viele Menschen daran glauben. Daraus schöpfen Geschichten ihre Kraft. Religionen, Marken, Geld, Parteien oder Staaten fußen auf diesem Prinzip.
Informationen ohne Gefühle merkt man sich nicht. Es braucht einen starken emotionalen Bezug zu Ereignissen – dann bleiben sie im Gedächtnis. Gutes Storytelling ist also die Verknüpfung von Fakten mit Emotionen. Deswegen sind Geschichten so wirkungsvoll und eignen sich hervorragend als visuelles Tagebuch oder für die Weitergabe von Wissen. Außerdem helfen sie, die Komplexität einer oft unübersichtlich und chaotisch erscheinenden Welt zu reduzieren. Geschichten geben Form und schaffen Orientierung.
Was sind die Zutaten einer packenden Geschichte?
Die wohl zuverlässigste und zugleich gängigste Formel für packende Geschichten ist die sogenannte Heldenreise. Kurz zusammengefasst folgt sie diesem Schema: Ein Protagonist wird auserkoren, sich auf eine Mission zu begeben. Entweder, um ein persönliches Problem zu lösen oder die Gemeinschaft zu retten.
Am Anfang zögert er meist, doch dann macht er sich auf die Reise. Unterwegs trifft er immer wieder auf Hindernisse. Bei der Überwindung ist er selten auf sich allein gestellt, sondern bekommt Hilfe von Mentoren. Mit jeder Prüfung wächst sein Selbstvertrauen, ehe es zum Showdown kommt. Am Ende kehrt der Held an den Ausgangsort seines Abenteuers zurück. Er ist allerdings nicht mehr derselbe. Eine Wandlung hat stattgefunden. Frodo, Harry Potter oder Luke Skywalker sind alles Figuren, deren Abenteuer dem Prinzip der Heldenreise folgen.
Im Alltag geht es zwar nicht um die Rettung von Mittelerde, die magische Welt von Hogwarts oder den Kampf zwischen Gut und Böse im All. Verglichen mit den Missionen der Fantasie-Helden erscheinen die eigenen Herausforderungen banal. Das sind sie aber nicht.
Das Prinzip der Heldenreise lässt sich auf alle Situationen anwenden. Es handelt sich dabei um ein Grundmuster. Das erste Mal Kekse backen mit dem Nachwuchs ist auch eine kleine Heldenreise. Die Mission besteht darin, die Zutaten so zu vermengen, dass am Ende leckeres Gebäck aus dem Ofen kommt.
Storytelling in Einzelbildern und Bildstrecken
Kommunikation ist eine komplexe Angelegenheit. Um unsere Botschaft möglichst klar zu transportieren kommt es darauf an, die jeweils dafür passende Form und den geeigneten Kanal zu finden.
In der Fotografie bedeutet es, dass man sich der Möglichkeiten und den Beschränkungen des Mediums bewusst sein muss. Fotografie ist gut darin, Dinge zu zeigen – nicht aber darin, sie zu erklären. Das gilt umso mehr dann, wenn man in Einzelbildern kommuniziert. Bildstrecken bieten indes die Möglichkeit, mehr Kontext zu schaffen.
Mit der Kamera reduziert man die durch unsere Augen dreidimensionale Welt auf zwei Dimensionen. Doch damit nicht genug. Weder das Hupen der Autos auf einer befahrenen Straße, die Rufe hastig vorbeieilender Passanten, noch das Zwitschern der Vögel sind zu hören, wenn man Streetfotos oder Landschaftsaufnahmen betrachtet. Was vor und nach dem Drücken auf den Auslöser passierte, entzieht sich ebenfalls der Wahrnehmung.
Fotografie bedeutet Reduktion. Ein einzelnes Bild wirft ein Schlaglicht auf einen flüchtigen Moment. Für einen Wimpernschlag geht das Licht an. Dann wird es wieder dunkel. Der Kontext fehlt. Es bleibt bei der Andeutung. Der Fotograf legt Spuren, die der Betrachter entschlüsseln muss.
Doch genau in ihrer Beschränktheit besteht auch der Reiz. Und die Herausforderung für uns als visuelle Geschichtenerzähler. Gerade, wenn wir Geschichten mit einem einzigen Bild erzählen möchten.
Je komplexer das Thema, desto schwieriger wird es allerdings, dies in die Grenzen eines Rechtecks zu zwängen. Das ist so, als wolle man einen Roman auf einer Seite niederschreiben. Eine Kurzgeschichte lässt sich indes auch in wenigen Zeilen verfassen.
Auf die Spitze trieb es Ernest Hemingway. Es wird erzählt, dass er einst als junger Mann in einer feuchtfröhlichen Runde unter Freunden gewettet haben soll, er könne eine Kurzgeschichte schreiben, die nur aus sechs Wörtern besteht. Das Ergebnis liest sich wie folgt: „For sale: Baby shoes. Never worn.“ Die deutsche Übersetzung kommt sogar nur mit vier Wörtern aus: „Zu verkaufen: Babyschuhe. Ungetragen.“ Minimale Worte, maximale Wirkung. Wir wissen nicht, was geschah. Doch die Andeutungen reichen aus, um das Kopfkino in Schwung zu versetzen und große Gefühle auszulösen.
Was Hemingway mit Worten gelang, lässt sich auch mit Bildern erzielen. Einzelne Bilder können durchaus Geschichten erzählen, auch wenn es Disziplin und großen Geschickes bedarf. Um möglichst präzise zu kommunizieren, kommt es auch hier auf Klarheit und Beschränkung auf das Wesentliche an. Bilder sollten daher nicht mit Elementen überfrachtet werden, die von der Botschaft abweichen. Weniger ist mehr.
Bildstrecken
Wenn man ein Thema facettenreich auf unterschiedlichen Ebenen darstellen möchte, bedarf es meist mehr als eines einzelnen Fotos. Henri Cartier-Bresson sagte:
Die einzelnen Elemente einzusammeln und in den richtigen Bezug zueinander zu setzen, darin besteht die Aufgabe des Fotografen. So entsteht eine Bildreportage, die eine Geschichte erzählt. Eine Geschichte, die einen Anfang, einen Mittelteil und ein Ende hat.
Ein einzelnes Bild kann durchaus begeistern. Es kann den Vorhang öffnen. Fragen aufwerfen. Assoziationen wecken. Häufig bleibt es aber bei einem Schnappschuss oder im besten Fall bei einer ästhetisch ansprechenden, technisch perfekt umgesetzten Momentaufnahme. Die ganze Geschichte bleibt indes verborgen. Was aber, wenn man wissen möchte, wie es weitergeht? Hier kommt die Bildstrecke ins Spiel.
Um die Details einer Geschichte visuell zu erzählen, braucht es weitere Motive, mehr Raum. Ein Mix aus Übersicht, Details, Gesten, Mimik, Interaktion und Prozess. Selbst mit kurzen Bildstrecken aus drei Bildern lassen sich kleine Geschichten erzählen – vor allem wenn keines der Einzelbilder für sich alleine stark genug ist.
Bildauswahl
Die Bilder sind auf der Speicherkarte oder dem Film – und was passiert jetzt damit? Je nach Thema und zeitlichem Aufwand, kommen schnell Dateien im hohen zweistelligen oder gar dreistelligen Bereich zusammen. Beim Fotografieren steht das Sammeln von passenden Motiven im Vordergrund. Wahllos sollte man natürlich dennoch nicht auf den Auslöser drücken. Das Prinzip Hoffnung ist keine Strategie.
Neben dem Inhalt der Fotos kommt es dann auch auf eine funktionierende Struktur des eigenen Archivs an. Unordnung im Portfolio ist in doppelter Hinsicht belastend. Zum einen dauert es extrem lange, Bilder zu finden. Und zum anderen ist es eine mentale Bürde, wenn man beim Gedanken an das eigene Archiv kein klares Bild vor Augen hast. Alles wirkt verschwommen.
Was für das gesamte Archiv gilt, trifft auch im Kleinen auf eine Reportage zu. Sie durchläuft bei der Erstellung mehrere Stufen. Auf jeder gilt es, den Fokus noch enger zu zurren. Am Ende, in der Präsentation der Bilder, soll der Blick des Betrachters wie durch ein Brennglas laserscharf auf das gelenkt werden, was mit den Bildern erzählt werden soll.
Auf dem Weg dahin ist es wichtig, sich immer wieder an folgenden Satz zu erinnern: „Kill your darlings!“ Die emotionale Verbundenheit zu einem oder mehreren Bildern darf nicht den Ausschlag geben, ob diese einen Platz in der Reportage erhalten. Darüber entscheidet allein die Frage: Tragen sie etwas Elementares zur Geschichte bei?
Die Geschichte gibt den Rahmen und die Struktur vor, in die sich die Motive wie zu einem Mosaik einfügen. Jedes Teil muss passen, damit das große Ganze erstrahlt. Reduktion und Kuration sind der Schlüssel dafür, dass die aussagestarken Bilder noch lauter hervorstechen. In einer einzelnen Bildstrecke sowie im Portfolio insgesamt.
Doch nach welchen Kriterien sollten die eigenen Bilder durchkämmt und sortiert werden? Wie entwickelt man eine stimmige Bildstrategie? Neben dem analytischen Blick, lohnt es sich auch, sich spielerisch-kreativ mit den eigenen Bildern zu beschäftigen. Editieren bedeutet Experimentieren. Erst hier erwacht die Reportage zum Leben.
Es gibt keine Anleitung, die immer funktioniert. Jeder muss einen eigenen Prozess finden. In dieser Phase entdeckt man möglicherweise Bilder, die man vorher kaum beachtet hat. Plötzlich werden sie wichtig, weil sie in der Kombination mit anderen Motiven eine ganz neue Bedeutung entfalten.
Bilder haben ein Eigenleben. Man muss sie wirken lassen, ihnen „zuhören“. Was sagen sie? Es gilt, die Harmonie und Melodie einer Reportage so intensiv wie möglich zu erforschen. Je nach Material und Kontext wird man unterschiedliche Nuancen entdecken, die zur finalen Version führen. Am Ende soll ein stimmiges Ganzes herauskommen. Im Editing darf man rigoros vorgehen und kein Pardon mit Fotos kennen, mit denen man emotional zwar verbunden ist, die für die Geschichte aber keine Relevanz besitzen.
Zur Veranschaulichung ein Vergleich zur Sprache und Literatur: Substantive (hart, solide) bilden das Fundament, Adjektive sorgen für Textur und Farbe, Verben bringen Leben (Dynamik, Action, Handlung) in die Geschichte, Präpositionen sorgen für Verbindungen und fungieren als Scharniere. Details regen die Fantasie an, machen abstrakte Zusammenhänge deutlich. Der Protagonist sorgt schließlich als Held für Identifikation (oder Ablehnung). Er ist der Fixpunkt, um den sich alles dreht.
In der Fotografie ist es ähnlich. Für die Funktionen unterschiedlicher Wortarten gibt es visuelle Entsprechungen. Eher statische Motive, die den Rahmen und Orientierung vorgeben: Wo befindet man sich? Wo spielt sich die Handlung ab? Bilder von Aktivitäten, welche die Protagonisten ausführen. Nahaufnahmen, die Details offenbaren und das Geschehen spürbar machen. Und eher unauffällige Motive, die als Bindeglied dienen und den visuellen Fluss vorantreiben.
„Bilder-Casting“: Worauf es wirklich ankommt
Dieser Prozess erfordert gleichermaßen viel Aufmerksamkeit und Arbeit – wie das Fotografieren selbst. Das Sammeln der einzelnen Motive ist der Aufbau eines Wortschatzes. Das Vokabular ist die Basis (Bausteine), aus der die Geschichte entsteht. Das Editieren ist der Schreibprozess, in dem die Handlung durch das Kombinieren verschiedener Elemente zunehmend Form, Rhythmus, Sinn und Poesie annimmt.
Storytelling ist eine stetige Suche nach der bestmöglichen Form, eine Geschichte zu erzählen – und damit die komplexe Wirklichkeit greifbarer zu machen. Beim Fotografieren denkt man vielleicht auch schon daran, wie einzelne Elemente zusammenpassen. Eine grobe Reihenfolge bildet sich vor dem inneren Auge. Dennoch geht es an der Stelle in erster Linie darum, genügend Material zu sammeln, aus dem im Editing-Prozess die finale Version entsteht.
Eine gute Geschichte besteht aus mehreren Ebenen:
Handlung: Was passiert? Worum geht es? Packende Geschichten brauchen Protagonisten, Mentoren, Antagonisten, Konflikte und Hindernisse. Es muss eine (innere) Reise und Entwicklung stattfinden.
Stil: Wie wird die Geschichte erzählt? In der Literatur sind es Worte, die für Magie sorgen. In der Fotografie ist es das Spiel mit Licht, Formen, Linien. Mit den Werkzeugen der Bildgestaltung kann man die Erzählform gestalten.
Perspektive: Es gibt unendlich viele Möglichkeiten, eine Szene zu fotografieren. Davon sollte man sich nicht einschüchtern lassen. Es gibt kein richtig oder falsch. Sie muss nur die beabsichtigte Bildaussage stützen.
Chronologie: Wie ist der zeitliche Ablauf? Linear – sprich in der Reihenfolge, wie sich die Ereignisse abgespielt haben. Oder weicht man von dem Muster „Anfang – Mitte – Ende“ ab und setzt andere Akzente. Auch das ist denkbar. Man kann mit dem Ergebnis starten und erzählt den Weg dorthin.
Das „Warum“ steht im Mittelpunkt. Fotografie ist nicht schwer – solange man etwas zu sagen hat. Welche Geschichte möchte man erzählen? Diese muss dabei nicht zwingend wirklichkeitsgetreu sein. Sie muss nur überzeugend sein, damit man an sie glaubt.
Wenn man den „Bauplan“ entwickelt und den Kompass justiert hat, kann man sich um die Umsetzung kümmern. Sonst wird es schwierig. Von dem österreichischen Bildhauer Alfred Hrdlicka stammt dazu ein treffendes Zitat: „So lieb ist der liebe Gott nun auch wieder nicht, dass er dem, der keinen Inhalt hat, die Form schenkt.“
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