Martin Parr, Sebastião Salgado und David Turnley: Fotografisches Staraufgebot beim Festival “La Gacilly – Baden Photo”
Das Festival “La Gacilly – Baden Photo” ist Europas größtes Open-Air-Fotofestival und findet seit 2018 jährlich in Baden vor den Toren der österreichischen Hauptstadt Wien statt. Im öffentlichen Raum wird dort in zahlreichen großformatigen Ausstellungen die “Conditio Humana” in all ihren Facetten thematisiert. Kunst, Natur und Umweltbewusstsein: Fotografinnen und Fotografen aus aller Welt machen mit ihren Werken auf die drängensten ökologischen und sozialen Themen unserer Zeit aufmerksam. Unter dem Motto “Welt.Natur.Erbe” liest sich das Aufgebot 2024 wie ein Who-is-Who der internationalen Top-Fotografen. Mit dabei sind u.a. Martin Parr, Sebastião Salgado, Brent Stirton, David und Peter Turnley, Pascal Maitre und Beth Moon.
Entstehung und Vision
Das Festival wurde 2004 im französischen La Gacilly von Jacques Rocher, dem Sohn des berühmten Kosmetik-Unternehmers Yves Rocher, gegründet.
Seine Vision war es, die Fotografie als Medium zu nutzen, um ein breiteres Bewusstsein für den Umweltschutz zu schaffen und drängende globale Themen wie Artensterben, Klimawandel oder soziale Ungleichheit in den Vordergrund zu rücken.
Der renommierte österreichische Reportagefotograf und Verleger Lois Lammerhuber hat das Festival 2018 erstmals auch nach Baden geholt.
Mit ihrer malerischen Kulisse bietet die Kurstadt dafür den idealen Rahmen.
Seit seinem Start in Österreich hat sich das Festival zu einem kulturellen Highlight der Region entwickelt und zieht jährlich hunderttausende Besucherinnen und Besucher an.
Einzigartiges Konzept: Fotografie unter freiem Himmel
Das Besondere an diesem Festival ist die Präsentation der Kunstwerke unter freiem Himmel. Über einen Zeitraum von mehreren Monaten werden die Fotografien entlang einer 7 Kilometer langen Route in der Stadt und im Park gezeigt. So wird Kunst im Einklang mit der Natur erlebbar und die thematische Auseinandersetzung mit der Umwelt verstärkt.
Den Besucher erwarten rund 1.500 großformatige Fotografien, die auf Hauswänden, Zäunen und Freiflächen verteilt sind. Durch diese außergewöhnliche Art der Präsentation wird Fotografie für ein breites Publikum direkt zugänglich und erlebbar – und das ohne Eintrittsgeld.
Schwerpunkt 2024: “Welt.Natur.Erbe”
Das Thema des Festivals 2024 lautet „Welt.Natur.Erbe“. Es stellt die Schönheit und Verletzlichkeit der Natur in den Mittelpunkt und betont die Notwendigkeit, diese wertvollen Lebensräume zu schützen. Die gezeigten Arbeiten rücken einzigartige Naturschätze und bedrohte Ökosysteme ins Rampenlicht und regen gleichzeitig zum Nachdenken über die Verantwortung des Menschen im Umgang mit der Erde an.
Warum ist das Festival so wichtig?
Das Festival verbindet Kunst mit einem starken gesellschaftspolitischen Anliegen. In Zeiten des Klimawandels und zunehmender Umweltkrisen ist es wichtiger denn je, ein Bewusstsein für den Zustand unserer Welt zu schaffen. Fotografie hat die Kraft, Emotionen zu wecken und Botschaften ohne Worte zu vermitteln. Das Fotofestival La Gacilly Baden nutzt diese Kraft, um komplexe und oft bedrückende Themen auf ästhetisch ansprechende Weise zugänglich zu machen.
Zudem bietet es Fotografinnen und Fotografen eine internationale Bühne, um ihre Werke und Botschaften einem breiten Publikum zu präsentieren.
Viele der gezeigten Arbeiten stammen von renommierten Künstlern, aber auch aufstrebende Fotografen wie Lorraine Turci, Nadia Ferroukhi oder Evgenia Arbugaeva erhalten hier die Möglichkeit, ihre Werke zu zeigen.
Ein Festival für alle
Das Festival ist nicht nur ein Highlight für Fotoliebhaber. Es spricht Menschen jeden Alters und jeder Herkunft an. Ob Familien, Schulklassen oder internationale Kunstkenner - jeder Besucher kann hier etwas entdecken und sich auf seine Weise berühren lassen.
Mit seinem freien Zugang und der besonderen Präsentation im öffentlichen Raum lädt es auch zum spontanen Erkunden ein.
Der Weg durch die Ausstellungen führt durch urbane und natürliche Landschaften und macht das Festivalerlebnis zu etwas ganz Besonderem.
Fazit
Das Fotofestival La Gacilly Baden ist mehr als eine Ausstellung. Es ist eine Plattform für den Dialog über die Zukunft unseres Planeten und die Rolle, die jeder Einzelne dabei spielt. Mit dem Thema „WELT.NATUR.ERBE“ im Jahr 2024 setzt das Festival erneut ein starkes Zeichen für den Umweltschutz und zeigt, wie Fotografie sowohl als künstlerisches als auch als aktivistisches Medium wirken kann.
Die Besucher können sich auf inspirierende, nachdenklich stimmende und visuell beeindruckende Werke freuen, die nicht nur die Schönheit der Natur, sondern auch ihre Bedrohung durch menschliches Handeln ins Bewusstsein rufen.
Bilder vom Festival “La Gacily – Baden Photo” 2024
Unser persönliches Fazit der Medientage
In dieser Podcast-Episode werfen Pia Parolin und ich einen ausführlichen Blick auf die Erlebnisse und Eindrücke, die wir während der Medientage des Fotofestivals in Baden sammeln durften.
Pia und ich hatten die Gelegenheit, uns im Rahmen des Festivals mit vielen Fotografen, Journalisten und Filmemachern auszutauschen.
Besonders beeindruckt waren wir von der Atmosphäre, die das Festival durch seine Vielfalt an Ausstellungen und Veranstaltungen geschaffen hat.
Die Gespräche, die wir führten, und die Menschen, die wir trafen, machten das Erlebnis zu etwas ganz Besonderem und boten unzählige Gelegenheiten, tief in die Welt der Fotografie einzutauchen.
Ein Highlight dieser Tage war das Interview mit dem Martin Parr, ein Moment, der bei uns beiden einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.
Es war inspirierend, so viele kreative, empathische und engagierte Menschen an einem Ort zu sehen – alle vereint durch ihre Leidenschaft für die Fotografie und den gemeinsamen Wunsch, sich über unterschiedliche Ansätze und Perspektiven auszutauschen.
Besonders beeindruckt waren wir von der Vielfalt der fotografischen Arbeiten, die sich mit vielen gesellschaftlichen Themen auseinandersetzten. Ein Beispiel war die Arbeit des preisgekrönten Fotografen Brent Stirton. Seine Bilder, die sich mit Umwelt- und Ökologiethemen auseinandersetzen, lösten nicht nur intensive Diskussionen aus, sondern regten auch zum Nachdenken über die drängende Problematik der Zerstörung natürlicher Lebensräume an.
Ein weiterer Höhepunkt des Festivals war die Ausstellung von David Turnley, einem der bedeutendsten Fotojournalisten unserer Zeit. Turnley nahm uns mit seinen beeindruckenden Geschichten und persönlichen Erlebnissen mit auf eine Reise durch die Welt der Fotografie, geprägt von historischen Momenten und Begegnungen mit einflussreichen Persönlichkeiten. Seine Leidenschaft für das Geschichtenerzählen, gepaart mit seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, Emotionen und menschliche Schicksale in Bildern festzuhalten, unterstrich die zentrale Rolle von Empathie und Kommunikation in der Fotografie.
Austellende Fotografinnen und Fotografen in 2024
Die Liste der Fotografinnen und Fotografen, die 2024 mit ihren Ausstellungen in Baden vertreten sind, liest sich wie ein Who-is-Who der internationalen Extraklasse visueller Geschichtenerzähler. Die thematische Bandbreite ist dabei ebenso vielfältig wie die jeweiligen Herangehensweisen und Bildsprachen. Ob Brent Stirton, Sebastião Salgado, David und Peter Turnley oder Pascal Maitre - in der wunderschönen Kurstadt können die Besucher Weltklasse-Fotografie genießen und sich intensiv mit den drängendsten Herausforderungen unserer Zeit auseinandersetzen.
Mit dabei ist auch Martin Parr.
Der Engländer und Mitglied der Fotoagentur Magnum erhielt den erstmals vergebenen Preis für sein Lebenswerk.
Brent Stirton
Über Brent Stirton
Die Ausstellung des südafrikanischen Fotojournalisten Brent Stirton beim Festival „La Gacilly - Baden Photo“ 2024 widmet sich dem Pantanal, dem größten Feuchtgebiet der Erde. Dieses riesige Naturschutzgebiet erstreckt sich über 200.000 km² in Brasilien und reicht bis nach Paraguay und Bolivien.
Seine außergewöhnliche Artenvielfalt und die wechselnden Landschaften, die durch ausgeprägte Regen- und Trockenzeiten geformt werden, machen es zu einer der einzigartigsten Naturoasen der Welt. Doch das Tropenparadies ist stark bedroht. Der Klimawandel macht sich hier besonders bemerkbar. Im Jahr 2020 zerstörten verheerende Waldbrände fast 30 Prozent des Pantanals, 17 Millionen Tiere starben in den Flammen, darunter viele der letzten Jaguare.
Langfristig richten auch der Bergbau und das konfliktreiche Zusammenleben von Mensch und Wildtier großen Schaden an.
Brent Stirton, der regelmäßig für National Geographic und das Figaro Magazine arbeitet, verbrachte mehrere Wochen im Pantanal, um die Zerbrechlichkeit dieses bedrohten Naturwunders zu dokumentieren.
Stirton ist bekannt für seine langjährigen investigativen Arbeiten über die Ausbeutung der Natur und ihrer Ressourcen. In seiner Ausstellung präsentiert er einen hoffnungsvollen Fotoessay, der die Schönheit und Bedeutung dieser Oase des Lebens hervorhebt und gleichzeitig die Dringlichkeit ihres Schutzes aufzeigt. Der vielfach ausgezeichnete Fotograf - er erhielt 15 Mal den “World Press Photo Award”, so oft wie kein anderer - möchte mit seinen Bildern das Bewusstsein für den Erhalt des Pantanals schärfen und zum Handeln motivieren.
Transkript
Brent Stirton: Good evening, everyone. I know it's been a long day for all of you, so thank you for being here. I’ll try to keep this brief. First off, I apologize for my poor German—I hope my English is clear enough.
You’ve been looking at some incredible work tonight. A lot of the exhibits you’ve seen took years to complete. For example, the work behind this show by Sebastião Salgado, and Alain’s contributions—they both spent a long time committed to their projects. Now, my exhibition is a bit different. What you're seeing here is a typical assignment. I was lucky enough to get funding from the Rocher Foundation to spend four weeks in the Pantanal, a very expensive place to work. I was able to go for two weeks in the dry season and two weeks in the wet season. It’s not the several years of work you might have seen in the other exhibits, but I did what I could with the time I had. If you’re photographers, you know what that’s like—doing the best you can with limited resources.
The Pantanal is a constantly changing environment. Pia told me just two days ago that the area is on fire again, which highlights just how unpredictable the region can be. Pia, you’ve been working in the Pantanal for over 30 years—do you want to tell us a bit more about what’s happening?
Pia Parolin: Yes, the Pantanal has always had a rainy season and a dry season, with floods and fires being part of the natural cycle. However, over the last few years, the rainy season hasn’t been as reliable, and in 2020, it was particularly devastating. Everything burned, and the animals suffered. People have tried replanting trees, but the fires keep coming back, and this year it’s worse than ever. I was there in April, and it was supposed to be the dry season, but it started raining instead. It’s all a bit upside down.
Brent: Thank you, Pia. This is typical for photojournalists—we often cover just a brief moment in time. The story never ends unless you really commit years to it. For example, David's work on the Amazon began in 2009, and he keeps returning with Jennifer to continue documenting it. That’s what it takes to fully capture these stories. But it’s tough—funding is always an issue, and our attention is constantly being pulled to new, interesting places. Recently, I’ve been able to get longer-term grants, but I know that to do some of the deeper stories I care about, I’ll need to commit to a single project for years. That’s a bit scary for me—I like working on multiple things. Anyway, let me stop talking and show you some pictures.
This first picture is of an area that’s permanently flooded due to agricultural mistakes in the 1970s. The Brazilian government tried to create super farms, but record floods washed the topsoil into the Pantanal, changing the course of rivers. What you see now is a permanently flooded region, which used to have over 200 cattle farms. The second image I want to show is of a young jaguar, a rare and powerful moment for me. Most photographers come to the Pantanal to capture jaguars hunting caymans, but I was more interested in quieter, metaphorical scenes.
Tourism in the Pantanal is heavily dependent on its wildlife, especially jaguars. However, there's a constant conflict between tourism and cattle ranching. Jaguars do take cattle, but the value of tourism far outweighs those losses. Yet, many ranchers aren’t convinced, even though they are compensated for their losses—although they claim it's never enough.
Moving on, this next picture shows a typical cattle migration in the Pantanal. Twice a year, the ranchers move their herds to higher ground to escape the floods. There are wooden bridges everywhere because of how much the land floods.
Now, this next one isn’t exciting at first glance, but it's about a jaguar that had been coming into a fishing village to take the local dogs. The villagers tried to catch the jaguar, but as always, the cat was too smart—it watched us from a distance, probably laughing at our efforts.
Here’s another example of how badly agricultural planning went wrong. This photo shows a cattle ranch that was once thriving before the floods hit. Now, the few people who remain are elderly, living in a state of constant flood, unable to farm as they once did.
And as Pia mentioned earlier, the birdlife in the Pantanal is incredible. If you ever get the chance to go, it’s worth seeing. This next image looks like a "bird apartment" to me—there are birds in every available spot. However, the fishing industry is a problem, too. Many fishermen are more interested in drinking beer than paying attention to the wildlife. They often kill the caymans unintentionally, which is heartbreaking to witness.
The Pantanal has always been a place of delicate balance. The people who live there are adapted to its cycles, but with climate change and increasing development pressures, things are getting harder. The fires are a major threat, and as more agricultural land is developed, the natural balance is disrupted even further. There are massive rice farms now just on the outskirts of the Pantanal, and large-scale mining operations that are polluting the groundwater. It’s clear that who holds political power will play a huge role in what happens next.
I’ll wrap up with this. On my trip, I met an indigenous family—the last one still living in the area. The teenage girls had looked up how to make traditional headdresses on their smartphones, as their ancestors had done two generations ago. It was profound to see how technology is both preserving and changing their culture.
Thank you all for your attention tonight. I hope I get the chance to go back to the Pantanal one day, and I hope you all get to relax now. Thank you very much.
Weiteres Interview mit Brent Stirton
Martin Parr
Die Ausstellung von Martin Parr im Rahmen des Fotofestivals „La Gacilly - Baden Photo“ zeigt seinen einzigartigen Blick auf die moderne Gesellschaft.
Parrs Fotografien, die sich durch kräftige Farben, ungewöhnliche Perspektiven und oft fremdartig anmutende Motive auszeichnen, sind eine kritische, humorvolle und verführerische Auseinandersetzung mit der Macht der veröffentlichten Bilder, die er als „Propaganda“ bezeichnet.
Er widmet sich den Themen Freizeit, Konsum und Kommunikation und erforscht auf seinen Reisen sowohl nationale Besonderheiten als auch globale Phänomene. Seine Arbeiten lassen alltägliche Szenen in neuem Licht erscheinen, sensibilisieren das Unterbewusstsein und schaffen ein humorvolles Wiedererkennen der eigenen Lebenswelt.
Martin Parr, geboren 1952 in Epsom, Großbritannien, ist einer der einflussreichsten Dokumentarfotografen der Gegenwart. Er studierte Fotografie und wurde bekannt durch seine unverwechselbare Art, die Alltagswelt mit kritischem Blick einzufangen.
Seine Fotografien sind eine scharfsinnige, oft ironische Auseinandersetzung mit der modernen Konsumgesellschaft, wobei er das Alltägliche in ein skurriles, oft überzeichnetes Licht rückt.
Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Untersuchung kultureller Eigenheiten und die Darstellung menschlichen Verhaltens, insbesondere im Zusammenhang mit Konsum, Urlaub und sozialen Interaktionen.
Seit 1994 ist Parr Mitglied der renommierten Fotoagentur Magnum und erlangte dadurch internationale Anerkennung.
Mit seiner Serie „The Last Resort“* (1986), die auf ironische Weise das britische Strandleben dokumentiert, erregte er erstmals größere Aufmerksamkeit.
Parrs Stil zeichnet sich durch intensive, oft übersättigte Farben, direkte Bildkompositionen und den Einsatz von Nahaufnahmen aus. Mit diesen Stilmitteln gelingt es ihm, das Banale und Alltägliche in einer Weise darzustellen, die den Betrachter dazu anregt, über die tiefer liegenden sozialen und kulturellen Bedeutungen nachzudenken.
Er ist bekannt für seinen scharfen Humor und seine Fähigkeit, das Absurde im Alltäglichen zu zeigen.
Mit seinem Werk hat Parr einen wichtigen Beitrag zur zeitgenössischen Fotografie geleistet.
Seine Fotografien sind nicht nur künstlerisch wertvoll, sondern bieten auch eine tiefgründige Analyse der sozialen und kulturellen Zustände unserer Zeit.
Sebastião Salgado
Die Ausstellung „Amazonia“ von Sebastião Salgado stellt den Amazonas-Regenwald und seine indigenen Völker in den Mittelpunkt.
Kurator Cyril Drouhet beschreibt Salgados Werk als einzigartiges Zeugnis für den Zustand unseres Planeten und betont, dass sich der Fotograf stets mit der Beziehung des Menschen zur Natur auseinandersetzt.
In „Amazonia“* liegt der Fokus auf der Schönheit und dem Erhalt des Regenwaldes und seiner Bewohner. Statt die Bedrohungen in den Vordergrund zu stellen, zeigt Salgado Amazonien als „grünes Paradies“ und würdigt die indigenen Völker als Hüter dieses Paradieses.
Sieben Jahre lang hat Salgado das Amazonasgebiet und seine Bewohner dokumentiert.
Auf rund 30 Reisen lebte er in indigenen Dörfern und schuf intime Porträts von Menschen, die dort seit Jahrhunderten in Harmonie mit ihrer Umwelt leben.
Die Ausstellung zeigt die Vielfalt der Natur mit Tausenden von Pflanzen- und Baumarten sowie das Leben der Menschen in diesen abgelegenen Regionen des Amazonas.
Sebastião Salgado wurde 1944 in Aimorés, Brasilien, geboren und gilt als einer der bedeutendsten zeitgenössischen Fotografen.
Bevor er sich der Fotografie zuwandte, studierte er Wirtschaftswissenschaften und arbeitete als Ökonom.
Seine Karriere als Fotograf begann in den 1970er Jahren.
Salgado erlangte weltweite Anerkennung für seine sozialdokumentarischen Projekte, die häufig das Leiden und die Widerstandskraft marginalisierter Gemeinschaften thematisieren.
Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen „Workers“*, eine visuelle Dokumentation der harten Arbeitsbedingungen von Industriearbeitern, und „Exodus“, das globale Migrationsbewegungen beleuchtet. Salgados Werk ist von einem tiefen Humanismus geprägt und zeigt das Leid, aber auch die Würde und Stärke des Menschen in schwierigen Situationen.
Später wandte er sich zunehmend ökologischen Themen zu. Sein Projekt „Genesis“* dokumentiert unberührte Landschaften und indigene Völker auf der ganzen Welt und symbolisiert Salgados Wandel von der Dokumentation menschlichen Leids hin zur Feier der natürlichen Schönheit der Erde.
„Amazonia“ ist ein weiteres Beispiel für diesen Ansatz, bei dem der Schutz der Natur und der Respekt vor indigenen Völkern im Vordergrund stehen.
Gemeinsam mit seiner Frau Lélia gründete Salgado das „Instituto Terra“, eine Organisation, die sich für den Umweltschutz einsetzt und in seiner Heimat Brasilien über zwei Millionen Bäume gepflanzt hat, um die Wälder zu renaturieren. Lélia ist nicht nur seine langjährige Partnerin, sondern auch maßgeblich an der Konzeption seiner Ausstellungen beteiligt.
Mit „Amazonia“ bringt Salgado seine jahrzehntelange Auseinandersetzung mit der Beziehung zwischen Mensch und Natur zum Ausdruck und sensibilisiert die Öffentlichkeit für die Bedeutung des Schutzes des Amazonasgebietes.
David Turnley
https://www.facebook.com/watch/?v=241369516928054
Penny Stamps Speaker Series: David Turnley
Der preisgekrönte Fotojournalist David Turnley spricht am Rande seiner Ausstellung beim Festival in Baden über seine beruflichen Erfahrungen und seine persönliche Motivation.
Er erzählt, wie seine Leidenschaft für die Fotografie ihn in den 1980er Jahren dazu brachte, die Rassentrennung in Detroit zu dokumentieren und schließlich nach Südafrika zu reisen, um den Kampf gegen die Apartheid zu fotografieren.
Seine Arbeiten, die weltweit veröffentlicht wurden, waren so einflussreich, dass er schließlich von der südafrikanischen Regierung ausgewiesen wurde.
Doch 1990 wurde er eingeladen zurückzukehren, um die Freilassung Nelson Mandelas zu dokumentieren.
Turnley beschreibt, wie er Mandela unter schwierigen Bedingungen fotografierte und dabei einige der wichtigsten Bilder seiner Karriere schuf.
Er betont die Bedeutung von Würde, Respekt und Leidenschaft für seine Arbeit.
Er erinnert sich auch an seine Pariser Jahre, die ihn in Kontakt mit anderen großen Fotografen wie Henri Cartier-Bresson brachten, und hebt die besondere Gemeinschaft der Fotojournalisten hervor.
Seine Erzählungen zeigen seine Hingabe an die Fotografie und die tiefen menschlichen Beziehungen, die er dabei sucht. Die Kamera ist für ihn mehr als nur ein Werkzeug - sie ist ein Mittel, um Geschichten zu erzählen und Emotionen einzufangen.
Fotografie ist für ihn Ausdruck von Lebendigkeit und Empathie.
David Turnley, der 1990 für seine Berichterstattung über bedeutende Ereignisse des 20. Jahrhunderts den Pulitzer-Preis erhielt, präsentiert in dieser Ausstellung eine andere Seite seines Talents.
Die Ausstellung zeigt nicht seine berühmtesten Aufnahmen, sondern widmet sich seinen weniger bekannten Arbeiten.
Eines der Werke ist „Anna and Flander“, das zwischen 1978 und 1980 auf einer Farm nahe Detroit entstand.
Turnley begleitete das alternde Bauernpaar Hamlins mit großer Zärtlichkeit und dokumentierte ihren Alltag auf eindrucksvolle Weise.
Ein weiteres Highlight der Ausstellung ist eine intime Serie über Paris und seine Bewohner.
David Turnley, der sich vor vielen Jahren in die französische Hauptstadt verliebte und dort lebt, hat die Stadt und ihre Menschen über die Jahre hinweg immer wieder fotografiert.
Seine Aufnahmen zeigen Paris zu verschiedenen Zeiten und Jahreszeiten, sowohl vor als auch nach der Covid-Pandemie, und bieten einen umfassenden Blick auf die lebendige Stadt und ihre Einwohner.
David Doubilet
Die Ausstellung des National Geographic-Fotografen David Doubilet auf dem Fotofestival „La Gacilly - Basden Photo“ ist der faszinierenden Welt der Unterwasserfotografie gewidmet.
Doubilet ist es gelungen, die Tiefsee - eine für den Menschen unbekannte und schwer zugängliche Welt - für ein breites Publikum sichtbar zu machen.
Seine Fotografien geben Einblick in die Schönheit und Zerbrechlichkeit des Meereslebens, indem sie sowohl gigantische Meeresbewohner als auch winzige, oft unbekannte Kreaturen wie den Nacktkiemer einfangen.
Mit technischem Können, einem amphibischen Miniaturstudio und sorgfältiger Planung fängt er die magischen und geheimnisvollen Momente dieser schwer zugänglichen Welt ein.
Seine Arbeiten zeigen auch die Auswirkungen der globalen Erwärmung und kontroverse Themen wie die Delfinjagd in Japan.
David Doubilet, 1946 in New York geboren, ist einer der weltweit führenden Unterwasserfotografen.
Schon als Kind wurde er von der Meeresforschung inspiriert, insbesondere von Jacques-Yves Cousteau. Seine Karriere begann früh und er machte seine ersten Unterwasserfotos im Alter von 10 Jahren. Schnell entwickelte Doubilet eine einzigartige Art der Fotografie, die sich durch technische Perfektion und künstlerischen Ausdruck auszeichnet.
Mit über 70 Artikeln und 12 Büchern für National Geographic hat er die Öffentlichkeit für Umweltthemen sensibilisiert und die Wunder der Meere dokumentiert.
Doubilets Stil zeichnet sich durch seine Fähigkeit aus, das Zusammenspiel von Licht und Wasser meisterhaft einzufangen und dabei sowohl die Erhabenheit als auch die Zerbrechlichkeit der Ozeane hervorzuheben.
Besonders bemerkenswert ist seine Technik, die Meereswelt sowohl über als auch unter der Wasseroberfläche in einem einzigen Bild einzufangen.
Sein Werk geht über die reine Dokumentation hinaus und verbindet auf einzigartige Weise Wissenschaft, Kunst und Umweltbewusstsein.
Sein Vermächtnis umfasst nicht nur beeindruckende Bilder von Meeresbewohnern, sondern auch ein tiefes Engagement für die Umwelt, da seine Fotografie immer wieder auf den Schutz der Ozeane aufmerksam macht.
Jennifer Hayes
Um die Unterwasserwelt und ihre Bedeutung für die Umwelt dreht sich die Ausstellung von Jennifer Hayes in Baden.
Die National Geographic-Fotografin zeigt beeindruckende Bilder, die den Blick auf die oft verborgenen Ökosysteme unter der Wasseroberfläche lenkten. Ihr Ziel war es, den Betrachter nicht nur für die Schönheit, sondern auch für die Bedrohung dieser Lebensräume zu sensibilisieren, gerade in Zeiten des Klimawandels und der zunehmenden Umweltzerstörung.
Ihre Bilder erzählen eindrucksvolle Geschichten aus den Polarregionen, tropischen Gewässern und unerforschten Tiefen und lassen den Betrachter in eine Welt eintauchen, die den meisten Menschen verborgen bleibt.
Leben und Werk von Jennifer Hayes sind stark von ihrer wissenschaftlichen Laufbahn geprägt.
Die diplomierte Meeresökologin und Zoologin hat sich intensiv mit dem Fang von Haien und Stören beschäftigt.
Ihr umfassendes Wissen über die Meereswelt und ihre Leidenschaft für den Ozean spiegeln sich in ihren Fotografien wider, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch eine tiefe Botschaft vermitteln.
Hayes hat weltweit mehr als 11.000 Stunden unter Wasser verbracht und zahlreiche Expeditionen in verschiedene Regionen begleitet, von Afrika über den Pazifik bis zu den beiden Polen.
Ihre Arbeit für National Geographic umfasst nicht nur das Fotografieren, sondern auch das Erzählen von Geschichten über die wissenschaftliche Forschung, die sie auf ihren Reisen begleitet.
Sie arbeitet eng mit Wissenschaftlern zusammen, um deren Erkenntnisse visuell zugänglich zu machen und ein breiteres Publikum für Themen wie Naturschutz und Meeresökologie zu sensibilisieren.
Zusammen mit ihrem Mann, dem ebenfalls renommierten Fotografen David Doubilet, leitet sie das Unternehmen UnderSea Images Inc.
Ihr gemeinsames Ziel ist es, das Bewusstsein für die Ozeane und die Wunder unseres Planeten zu fördern. Neben ihrer fotografischen Arbeit engagiert sich Hayes für verschiedene Organisationen, darunter das Shark Research Institute, und ist leitende Fotografin großer Expeditionen zur Dokumentation der Polarregionen und des Korallendreiecks.
Ihr Stil zeichnet sich durch eine Kombination aus wissenschaftlicher Genauigkeit und künstlerischer Ästhetik aus. Ihre Bilder sind nicht nur Dokumentation, sondern sollen Emotionen wecken und zum Nachdenken anregen.
Sie nutzt die Kraft der Fotografie, um Menschen mit der Natur zu verbinden und gleichzeitig auf deren Schutzbedürftigkeit aufmerksam zu machen.
Lucas Lenci
Die Ausstellung des brasilianischen Fotografen Lucas Lenci thematisiert das Wesen der Fotografie als komplexes Beziehungsgeflecht und hinterfragt ihre Rolle als bloße Abbildung der Wirklichkeit.
In den drei ausgestellten Serien “Still Life”, “Movimento Estático” und “Alpha Cities” setzt sich Lenci auf unterschiedliche Weise mit existenziellen Themen wie Leben, Tod, Urbanisierung und Naturschutz auseinander.
In “Still Life” zieht Lenci eine Parallele zwischen Fotografie und Taxidermie, die zu einer tieferen Reflexion über Leben und Tod sowie den Schutz der Natur anregt. Die Serie unterstreicht die Notwendigkeit, die "natürliche" Welt vor den zerstörerischen Einflüssen des Menschen zu bewahren.
“Movimento Estático” und “Alpha Cities” hingegen konzentrieren sich auf den Konflikt zwischen Urbanisierung und dem Wunsch, bedrohte Naturräume zu erhalten, die für das Wohlbefinden des Menschen und des Planeten unerlässlich sind.
Die drei Serien repräsentieren drei verschiedene Raum-Zeit-Dimensionen und dokumentieren Lencis Fähigkeit, sich als Fotograf und Künstler immer wieder neu zu erfinden.
Für jede Arbeit entwickelt er ein eigenes System und einen eigenen Rahmen, um seine philosophischen und gesellschaftlichen Überlegungen besser transportieren zu können und gleichzeitig dem Betrachter Raum für Interpretation und Reflexion zu lassen.
Lucas Lenci, 1978 in São Paulo geboren, ist ein international anerkannter Fotograf, der sowohl künstlerische als auch kommerzielle Projekte realisiert.
Er ist der Enkel des bekannten deutschen Fotografen Peter Scheier, der nach dem Zweiten Weltkrieg nach Brasilien emigrierte und dort in den 1950er bis 1970er Jahren wichtige historische Ereignisse dokumentierte. Dieser familiäre Hintergrund hat Lencis Fotografie sicherlich beeinflusst und ihm ein tiefes Verständnis für die historische und soziale Rolle der Fotografie vermittelt.
Lencis Werk konzentriert sich häufig auf die Idee, die Fotografie als Mittel zur Erforschung der Realität, der Zeit und der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt einzusetzen.
Seine Arbeiten verbinden künstlerische und philosophische Reflexionen über den Zustand der Welt mit einer außergewöhnlichen visuellen Ästhetik. Stilistisch zeichnet er sich durch eine minimalistische Herangehensweise aus, in der oft stille, fast meditative Bildkompositionen im Vordergrund stehen.
Diese beruhigende Stille in seinen Bildern steht in starkem Kontrast zu den oft schweren Themen wie Umweltzerstörung, Urbanisierung und Vergänglichkeit.
Seine Karriere umfasst zahlreiche Ausstellungen weltweit, darunter renommierte Fotofestivals wie „La Gacilly - Baden Photo“, wo er wiederholt für seine tiefgründigen visuellen Essays ausgezeichnet wurde.
Lenci arbeitet auch als Fotograf für kommerzielle Projekte, wobei er seine unverwechselbare Ästhetik und seinen scharfsinnigen Blick in verschiedene Bereiche der Fotografie einbringt.
Sein Werk verbindet eine einzigartige künstlerische Vision mit einer tiefen Reflexion über die soziale und ökologische Verantwortung des Menschen gegenüber der Welt.
Cassio Vasconcellos
Die Ausstellung des brasilianischen Fotografen Cássio Vasconcellos thematisiert mit der Arbeit “Over” die Folgen von Überproduktion und Konsum.
In einer riesigen, 27 Meter langen Fotocollage aus Tausenden von Bildern fordert Vasconcellos den Betrachter heraus, über die Auswirkungen unseres Konsumverhaltens nachzudenken.
Das Thema von *Over* ist „Exzess“ in all seinen Facetten: exzessive Produktion, Konsum, Abfall und Lärm. Gleichzeitig spielt der Titel auf den Blick von oben an - „over“ als Synonym für das Fliegen. Die Ausstellung lädt die Besucherinnen und Besucher ein, über den Zustand der Umwelt und die Herausforderungen nachzudenken, die ein übermäßiger Ressourcenverbrauch mit sich bringt.
Die Collage zeigt Szenen, die er aus Luftaufnahmen von Mülldeponien in São Paulo und Flugzeugfriedhöfen in den USA zusammengestellt hat.
Jedes Element wurde präzise ausgeschnitten und wie ein Puzzle neu arrangiert, wobei der Fotograf sogar die Länge der Schatten nach einem fiktiven Sonnenstand anpasste.
Die Arbeit ist Teil von Vasconcellos' künstlerischem Ansatz, die Grenzen zwischen Realität und Imagination auszuloten.
“Over” veranschaulicht den Überfluss an Konsumgütern, Lärm und Raum, der unser Leben prägt, und bietet gleichzeitig eine Perspektive von oben, die das Fliegen symbolisiert.
Cassio Vasconcellos, geboren 1965 in São Paulo, ist ein renommierter brasilianischer Fotograf, der für seine Luftaufnahmen und kreativen Collagen bekannt ist. Er begann seine Karriere als Fotojournalist, entwickelte aber im Laufe der Zeit seinen eigenen, unverwechselbaren Stil, der Realität und Fantasie miteinander verbindet. Vor allem in den letzten Jahren hat sich Vasconcellos durch seine innovativen Arbeiten von der Masse der Fotografen abgehoben.
Sein Werk zeichnet sich durch einen experimentellen und ästhetisch anspruchsvollen Ansatz aus, der die Grenzen zwischen Fotografie und Kunst verwischt. Häufig verwendet er Luftaufnahmen, um Themen wie Urbanisierung, Umweltverschmutzung und Überproduktion darzustellen.
Dabei entstehen großformatige Collagen, die durch ihre Größe und Präzision beeindrucken und den Betrachter zu einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Bildinhalt zwingen.
Seine Arbeiten wurden international ausgestellt und in zahlreichen Publikationen veröffentlicht.
Vasconcellos‘ Stil ist geprägt von einer Mischung aus dokumentarischer Genauigkeit und künstlerischer Fiktion. Durch die Manipulation der Realität in seinen Bildern entstehen Werke, die auf den ersten Blick real erscheinen, bei näherer Betrachtung jedoch eine surreale Qualität offenbaren.
Pascal Maitre
Pascal Maitre, renommierter französischer Fotojournalist, dokumentiert in seiner Ausstellung die Dynamik und die Herausforderungen von Städten auf der ganzen Welt, insbesondere in Regionen, die für menschliches Leben weniger geeignet erscheinen.
Vor dem Hintergrund der zunehmenden Urbanisierung und des prognostizierten Anstiegs der Weltbevölkerung auf 10 Milliarden Menschen im Jahr 2050 fängt Maitre Städte wie Kairo, Kinshasa, Lagos und andere Megastädte ein.
Seine Bilder thematisieren die Probleme der Urbanisierung wie Hygiene, Überbevölkerung, Umweltverschmutzung und Stadtplanung und beleuchten Städte unter extremen geografischen Bedingungen wie das wüstennahe Kairo oder das hochgelegene Rinconada in Peru.
Pascal Maitre ist bekannt für seine Fähigkeit, das Zusammenspiel von Licht und Farbe meisterhaft einzufangen und die einzigartige „Seele“ der Orte und Menschen, die er fotografiert, herauszuarbeiten.
Seine fotografischen Reisen führten ihn in die extremsten und entlegensten Gegenden der Welt.
Dabei dokumentierte er nicht nur die Städte, sondern auch die Lebensbedingungen und die kulturelle Vielfalt ihrer Bewohner.
Maitre besuchte große Metropolen wie Kinshasa und Kabul, aber auch kleinere, oft übersehene Städte wie Agadez, eine wichtige Station für Migranten, oder Norilsk, eine abgelegene Stadt in Russland.
Maitre blickt auf eine lange Karriere als Fotojournalist zurück, in der er für renommierte Magazine wie „National Geographic“, „Paris Match“ und „Geo“ gearbeitet hat.
Seit den 1970er Jahren berichtet er visuell über die politischen, sozialen und ökologischen Herausforderungen vieler Regionen, insbesondere in Afrika, dem Nahen Osten und Südamerika.
Im Mittelpunkt stehen dabei menschliche Schicksale und gesellschaftliche Probleme, die häufig von Konflikten und Migration geprägt sind. Seine Bilder verbinden journalistische Genauigkeit mit einem starken ästhetischen Gespür.
Richard Ladkani
Die Ausstellung „Tage des Feuers“ von Richard Ladkani beleuchtet den dramatischen Kampf um den Schutz des Amazonas-Regenwaldes.
Sie ist inspiriert von Ladkanis aktuellem Dokumentarfilm, der ebenfalls den Titel „Tage des Feuers“ trägt und seit 2019 in Produktion ist.
Die Ausstellung beleuchtet den unermüdlichen Kampf indigener Gemeinschaften und Umweltschützer gegen die beispiellose Zerstörung ihres Lebensraums. Eindrucksvolle Fotografien zeigen die tiefe symbiotische Beziehung zwischen diesen Menschen und der Natur, die sie schützen wollen.
Gleichzeitig fordert die Ausstellung dazu auf, sich der globalen Verantwortung für den Schutz des Amazonas bewusst zu werden und zu handeln.
Ladkani selbst beschreibt „Tage des Feuers“ als ein Projekt, das auf Empathie und Inspiration basiert.
Der Film, der über mehrere Jahre in den entlegensten Regionen des Amazonas gedreht wurde, erzählt die Geschichte von Juma Xipaya, einer indigenen Aktivistin, die als zentrale Figur des Films fungiert.
Juma ist nicht nur eine Anführerin ihres Volkes, sondern auch eine eloquente und emotionale Fürsprecherin für den Schutz des Amazonas.
Ladkani betont, dass er den Zugang zum Publikum über solche außergewöhnlichen Persönlichkeiten sucht, da sie in der Lage sind, emotionale Bindungen herzustellen, die den Zuschauer tiefer in das Thema hineinziehen.
Ladkani sagt: „Wie spricht man über traurige Themen wie die Zerstörung von Arten und Ökosystemen, wenn die meisten Menschen die Augen davor verschließen? Durch Empathie. Und Juma ist die perfekte Protagonistin, um diese Botschaft zu vermitteln.”
Der Film „Tage des Feuers“ dokumentiert nicht nur die persönliche Geschichte von Juma und ihrem Engagement, sondern auch den zerstörerischen Einfluss illegaler Goldminen auf das Amazonasgebiet.
Ladkani beschreibt diese Goldminen als „Todesfabriken“, die durch den Einsatz von Quecksilber nicht nur die Umwelt verseuchen, sondern auch das Leben der indigenen Bevölkerung langsam zerstören.
Die Vergiftung von Wasser und Fischen führt zu Krankheiten und zur Schwächung der indigenen Gemeinschaften, was den Weg für noch mehr Ausbeutung durch Holzfäller und Investoren ebnet.
Der Film zeigt, wie diese Kettenreaktion beginnt und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen bedroht.
Eine zentrale Figur ist Hugo Loss, ein Elitesoldat der brasilianischen Umweltbehörde (IBAMA), der gemeinsam mit Juma und anderen Aktivisten gegen illegale Abholzung und Goldabbau kämpft.
Ihre Liebesgeschichte, die sich während der Dreharbeiten entwickelte und zur Geburt ihres gemeinsamen Kindes führte, verleiht dem Film zusätzliche emotionale Tiefe. Ladkani betont, dass diese persönliche Dimension der Handlung entscheidend ist, um das Publikum zu berühren und zu mobilisieren.
Ladkani ist überzeugt, dass der Film eine starke Wirkung haben wird.
Er hofft, dass „Tage des Feuers“ nicht nur auf internationalen Festivals wie Sundance oder bei den Oscars erfolgreich sein wird, sondern vor allem in Brasilien selbst gesehen wird, wo die Menschen vor Ort die größte Macht haben, gegen die Zerstörung ihrer Wälder vorzugehen.
Ladkani will mit diesem Projekt nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch konkrete Veränderungen anstoßen.
Die Ausstellung „Tage des Feuers“ begleitet diesen Filmprozess visuell und führt den Besucher durch eine Vielzahl von Fotografien, die die Zerstörung des Regenwaldes ebenso zeigen wie die unermüdlichen Anstrengungen derer, die ihn verteidigen. Die Fotos erzählen eine Geschichte von Widerstand und Hoffnung und lassen den Betrachter hautnah miterleben, wie gefährlich und komplex der Kampf um den Amazonas ist.
Richard Ladkani ist ein preisgekrönter österreichischer Regisseur und Kameramann, der sich auf Dokumentarfilme spezialisiert hat, die komplexe ökologische und soziale Themen beleuchten.
Seine Filme, darunter „Sea of Shadows“ (2019) und „The Ivory Game“ (2016), sind international erfolgreich und haben maßgeblich zu politischen und gesellschaftlichen Veränderungen beigetragen.
„Sea of Shadows“, produziert von National Geographic und Leonardo DiCaprio, gewann den Publikumspreis beim Sundance Film Festival und thematisiert den illegalen Fang und die Bedrohung des Vaquita, der kleinsten Walart der Welt.
„The Ivory Game“, ebenfalls von Leonardo DiCaprio, deckt den illegalen Elfenbeinhandel auf und wurde für den Oscar nominiert.
Der Film trug entscheidend dazu bei, dass China den Elfenbeinhandel gesetzlich verbot.
Ladkani ist bekannt für seinen investigativen Stil, der sich durch gründliche Recherche, mutige filmische Mittel und die Betonung emotionaler Bindungen auszeichnet.
Sein Markenzeichen ist die Fähigkeit, selbst die düstersten Themen so darzustellen, dass das Publikum nicht nur informiert, sondern auch emotional berührt und zum Handeln bewegt wird.
Gemeinsam mit seiner Frau Anita gründete er 2015 die Produktionsfirma Malaika Pictures, die sich auf Filme spezialisiert hat, die ökologische und soziale Ungerechtigkeiten anprangern und aufzeigen.
Ihr neuestes Projekt, der Film „Tage des Feuers“, ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Arbeit der Ladkanis, die sich für eine bessere Welt einsetzen.
Richard Ladkani lebt mit seiner Familie in Baden bei Wien, wo er weiterhin an Filmen arbeitet, die globale Themen aufgreifen und Veränderungen in der Welt bewirken sollen.
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