Fotografieren ist mehr als nur das Drücken des Auslösers – es ist eine Kunst, die Überlegung und Planung erfordert. Ein gut komponiertes Foto erzählt eine Geschichte, zieht den Betrachter in seinen Bann und hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Dafür bedarf es der Fähigkeit, ein Foto sowohl formal als auch inhaltlich aufbauen und strukturieren zu können.

Auf die Idee für diesen Artikel bin ich durch ein Interview mit dem früheren National-Geographic-Fotografen Sam Abell gekommen.

Im Podcast “Beyond the Lens” sprach er von seiner Herangehensweise an die Komposition eines Fotos, die er einst von seinem Vater gelernt hatte:

"What he told me was that photographs are built, and by that he meant structured. He said that structure starts with strong geometry: squares, circles, horizons, lines, verticals, diagonals. Look for strong lines and build the composition around them. Also try to see in layers. Try to see life and the composition in front of you in layers, starting at the back layer and composing forward. And then – most influentially – he told me to compose the picture and wait. By that he meant: structure the composition, look for layers, hold the composition until something interesting animates the composition. (…) Small things, but together they make the photograph what it is.”

Die Bedeutung der Geometrie

Der erste und vielleicht wichtigste Schritt bei der Bildgestaltung ist das Erkennen und Nutzen geometrischer Formen. Starke Linien, Quadrate, Kreise, Horizonte, Senkrechte und Diagonalen bilden das Rückgrat einer soliden Komposition.

Diese Elemente geben dem Bild Struktur und helfen, den Blick des Betrachters zu lenken.

  • Horizontale Linien: Sie geben Stabilität und helfen, das Bild im Gleichgewicht zu halten.

  • Vertikale Linien: Sie geben dem Bild Höhe und können Dynamik erzeugen.

  • Diagonale Linien: Sie führen das Auge durch das Bild und erzeugen Bewegung.

In Ebenen arbeiten

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bildgestaltung ist das Arbeiten in Ebenen. Das bedeutet, das Bild von hinten nach vorne aufzubauen. Beginne mit dem Hintergrund und arbeite dich nach vorne, um eine tiefere und komplexere Komposition zu schaffen.

Ein Meister dieser Technik ist Alex Webb. Es lohnt sich, sich mit seinem Werk mit Blick auf Ebenen zu beschäftigen.

In der Podcast-Reihe “Lernen von den Meister:innen” findest du eine Episode über Alex Webb.

  • Hintergrund: Achte darauf, dass der Hintergrund nicht ablenkt und gut mit dem Vordergrund harmoniert.

  • Mittlerer Bereich: Dieser Bereich verbindet den Vordergrund mit dem Hintergrund und sollte interessante Elemente enthalten, die die Geschichte des Bildes unterstützen.

  • Vordergrund: Elemente im Vordergrund können dem Bild Tiefe verleihen und es dreidimensional erscheinen lassen.

Geduld und Timing

Nachdem du deine Komposition strukturiert und die Ebenen identifiziert hast, gilt es zu warten, bis etwas Interessantes passiert, das das Bild belebt. Das können Personen sein, die durch das Bild laufen, ein Vogel, der vorbeifliegt, Gesten, Objekte, Lichtsituationen etc.

Der richtige Moment – und das besondere Detail – können den Unterschied zwischen einem gewöhnlichen und einem außergewöhnlichen Foto ausmachen.

Die Geschichte hinter dem Bild

Ein gutes Foto erzählt eine Geschichte. Überlege, was du mit deinem Bild ausdrücken willst und wie die verschiedenen Elemente zusammenkommen, um diese Geschichte zu erzählen.

Versuche, die Emotionen des Moments einzufangen und dem Betrachter zu vermitteln. Kleine Details können dabei eine große Wirkung haben und dem Bild Tiefe und Bedeutung verleihen.

Fazit

Wenn du geometrische Prinzipien verstehst und anwendest, in Ebenen arbeitest und auf den richtigen Moment wartest, kannst du deine Fotos auf ein neues Niveau heben. Das Ganze erfordert jedoch viel Geduld, Übung und ein gutes Auge für Details.

Sei dir der verschiedenen Komponenten bewusst, aber fühle dich nicht überfordert.

Fange langsam an, dein Auge zu schulen.

Konzentriere dich auf einzelne Komponenten - Formen, Ebenen oder Momente.

Je mehr Erfahrung du sammelst, desto leichter und intuitiver wird es dir fallen, komplexere Kompositionen zu gestalten.

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